Der Stadtpark von Landshut/ Niederbayern

Dieser Entwurf entstand im Rahmen einer Diplomarbeit an der FH Eberswalde im Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz. Zu einer Umsetzung in die Praxis kam es aus mehreren Gründen leider nicht.

Kurzbeschreibung

Standort
Landshut/ Niederbayern (ca. 60.000 Einwohner), 60 km nordöstl. von München, 375 m über NN.

Fläche
Der Park verläuft von Südwest nach Nordost, Breite zwischen 80 - 150 m, Länge ca. 700 m. Gesamtfläche 6,31 ha, durch zwei Straßen (eine 4spurige Hauptverkehrsstraße, eine Nebenstraße) in drei Teilflächen zerschnitten.

Boden
Die Fläche entstand 1954 durch Verfüllung der ehemaligen Flutmulde, ein natürlicher Bodenaufbau ist nicht vorhanden.

Vegetation
Überwiegend heimische Arten, wie Winter- und Sommer-Linden, Stiel-Eichen, Hänge-Birken, Berg-, Spitz- und Feld-Ahorn sowie Hecken- und Kartoffelrose, Hartriegel, Weißdorn u.a.
Nutzungen: Sport, Spiel, spazieren gehen, sonnen; überwiegend Kurzzeitbesucher.

Probleme und Mängel
- Einfache Strukturierung, die Flächen bieten zwar den Eindruck von "Weite", sie erlauben aber nur wenige Nutzungen.
- Optisch bietet der Park keine besonderen Reize, während der ganzen Vegetationsperiode ist das Erscheinungsbild bis auf die Belaubung der Bäume und Sträucher weitgehend gleich.
- Die Bundesstraße zerschneidet die Teilflächen, belastet den Park mit Lärm und Abgasen. Die Belastungen durch den Verkehr werden nicht reduziert, im Gegenteil: durch die offenen Flächen und hochstämmigen Straßenbäume können sich Lärm und Abgase ungehindert ausbreiten.
- Es gibt keine Dynamik oder Entwicklung. Der Einsatz von Fremdenergie dient dem Aufrechterhalten des gegebenen Zustands und damit einer Blockierung natürlicher Vorgänge.
Beziehungen zwischen den Flächenbestandteilen sind nicht vorhanden.
- Das Kreislaufprinzip wird nur bei der Rasenmahd angewendet und hier erfordert es eine hohe Schnittzahl, d.h. viel Fremdenergie. Sonstiges organisches Material, wie Laub und Totholz, wird aus dem Park entfernt.
- Die Biotopqualität (Struktur- und Nischenvielfalt, Nahrungsangebot) ist gering.

Ziele

Allgemeine Ziele
Ziel der Planung war es die Nutzungs- und Erlebnisvielfalt für die Parkbesucher zu erhöhen. Dabei sollten die ökologisch-permakulturellen Prinzipien berücksichtigt werden, um die Nutzungen umwelt- und systemverträglich zu gestalten, d. h. mit einer effektiven und sparsamen Ressourcenverwendung.

Spezielle Ziele
- Möglichst arbeits- und kostenneutrale Maßnahmen.
- Erhöhung der Vegetationsmasse: Vegetation als Struktur- und Spielelement, Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas, Schutz vor Verkehrsbelastungen.
- Integration von Nutz- und Nahrungspflanzen.
- Park als Kontaktzentrum; nicht nur durch verbesserte Sitzgelegenheiten, sondern auch durch gemeinsame Tätigkeiten, wie z. B. Pflanz- und Bauaktionen, Flohmärkte, kulturelle Angebote.
- Sensibilisierung der Besucher und Nutzer der Anlage für die Bedeutung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie für städtische Umweltbelastungen und -belange.
- Vorbildwirkung für private Freiflächengestaltung.


Vorgeschlagene Maßnahmen und Elemente

Energie

Anpassung
> an Nutzeransprüche (durch Befragung ermittelt)
- Änderungswünsche und neue Nutzungen
- Veränderung oder Beseitigung einzelner Elemente bei geringer Akzeptanz
> an Standortbedingungen (z. B. Artenwahl, Obstbäume)
> an vorhandene Nutzungen (z. B. Fußballspiel)

Nutzung vorhandener Kräfte
> Bessere Ausnutzung der Sonnenenergie durch
-
Obstgehölz-Sonnenfallen mit opt. Ausrichtung zur Sonnenstrahlung
- Erhöhung der Vegetationsmasse
- Nutzung der Wasserkraft bei der
Aufweitung des Hammerbaches

Nutzung vorhandener materieller Ressourcen
> Integration des Bachlaufes in die nutzbare Parkfläche
> differenzierte Pflege der Rasenflächen
> Verwendung von Altmaterial bei der Gestaltung der Sitzelemente
> Nutzung der Vegetation als Spiel- und Bastelmaterial, Tierfutter, Nahrung

Nutzung vorhandener immaterieller Ressourcen
> Einbeziehung
- der Nutzer: Beteiligung bei Planung und Durchführung, z. B. Anlage von Benjes-Hecken, Obsternte
- der Gartenbauschule: Gestaltung lebender Bauten aus Weiden oder Errichtung von Trockenmauern als Schulprojekte unter Einbeziehung der Kinder
- der Volkshochschule: Obstbaumschnittkurse

Minimierung von Fremdenergie und Energieverlusten
> Extensivierung der Rasenpflege durch unterschiedliche Pflege- und Schnitt-Intensität
> Verwertung aller Grünabfälle vor Ort

Mehrfachnutzung
> Park und Einzelflächen mit mehreren Funktionen
> Bäume und Sträucher als Totholzlieferant f. Benjeshecke und Mulch, Spielmaterial, Früchte
> Benjes-Hecke als Abgrenzung, Lebensraum und zur Totholzverwendung
> Rasenschnitt als Mulchmaterial oder Tierfutter
> Nutzung der Weiden von der Bachwiese für lebende Bauten/ Zäune

Zonierung
> Schwerpunkte der Nutzung:
- Westteil: kreative Spielmöglichkeiten, Entwicklungsbereich
- Mitte:
Kommunikation
- Ostteil: ruhige Erholung

Organisation
Selbstorganisation
> minimaler Pflegeaufwand; im Idealfall halten sich Pflanzenwachstum und deren Nutzung die Waage, z. B. Bildung von Trittrasengesellschaften statt pflegebedürftiger Kurzschnitt-Rasenflächen
> Mitgestaltung und Initiativen durch interessierte Bürger und Gruppen
> Vorbildwirkung auf private Gärten (pos. Rückkopplung)
> Akzeptanz von Spontanvegetation

Vernetzung
> der einzelnen Nutzungen (s. Mehrfachnutzung);
> mit angrenzenden Flächen:
- Verbindung zum angrenzenden Krankenhausparks (Brücke)
- Schulhof der Berufsschule als "Parkerweiterung" (befestigte Flächen für Street-Ball o. ä. nutzen)
> der Funktionen
- Sukzessionsflächen mit pädagogischer und ökologischer Funktion
> mit Nutzergruppen und Institutionen z. B. Gartenbauschule oder AG Lokale Agenda 21

Dezentralität
> flächenbezogen: Aufteilung der Aktionsbereiche
> stadtbezogen: Umgestaltung weiterer Parks bei Bedarf

Regionalität
> Materialien, Baustoffe und Pflanzen aus der Umgebung

Dynamik/ Sukzession
> Veränderungen zulassen und einleiten, kein fertiges "Bild" anstreben
> Modulare, sukzessive Umgestaltung
> veränderbare Spielflächen, z. B. Kreativspielplatz im Westteil
> Sukzession und natürliche Prozesse zulassen
- Ausweitung der Gehölzbereiche
- Renaturierung des Hammerbach-Ufers
- Akzeptanz von Wildkräutern
- Sukzessionsflächen
> Ersatz nicht bewährter oder akzeptierter Elemente durch andere

Individuendichte/ Mindestareale
> Mindest-Flächengrößen berücksichtigen,
- Spielbereiche, z. B. Fußballspielplatz
- bei Übernutzung weitere Angebote zur kreativen Nutzung im Stadtgebiet
- scheinbare Vergrößerung der Parkfläche durch bessere Verbindung der Teilflächen (
Verkehrsberuhigung der
Papiererstraße
)

Nachhaltigkeit

Kreislaufprinzip
> Verwertung org. Substanz, z. B. als Mulch oder Benjeshecke
> Nutzung von Altmaterial, z. B. zur Gestaltung der Sitzgelegenheiten
> Nutzung von Bauaushub für Lärmschutzwall und Kreativspielplatz

Funktionsorientierung
> Ersatz des Produktes "Rasen" durch vielfältige Aktionsflächen

Funktionsabsicherung
> größeres, abwechslungsreicheres Spielflächenangebot

Vermeidung systemfremder Stoffe oder Prozesse
> Abschirmung des Straßenverkehrs durch Wall und Vegetation
> Verzicht auf Pestizide und chem. synth. Dünger

Vielfalt

Artenvielfalt
> Akzeptanz von Wildwuchs
> Integration von Obstgehölzen (möglichst lokale Sorten)
> Erhöhung des Biotopwertes durch Extensivierung

Biol. Design
> Verwendung natürlicher Materialien und Formen für Lärmschutzwall, Wegeführung und -gestaltung
> strukturreiche Gestaltung mit zahlreichen veränderbaren Elementen, die zur kreativen Gestaltung einladen
> differenzierte Pflege der Rasenflächen

Randzonen
> Schaffen von (Sitz-)Nischen und Übergangsbereichen
> waldrandartiger, höhengestufter Aufbau der Obstgehölzfläche
> Gehölzränder mit vorgelagertem, extensiv gepflegtem Wiesensaum
> strukturreiches und reliefiertes Gelände mit verschiedenen Mikroklimaten

Nutzungsvielfalt
> Hinzufügen neuer Spiel-, Beobachtungs- und Entdeckungsmöglichkeiten
> Integration von Obstgehölzen

Fazit
Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen erhöht sich die Nutzungs- und Erlebnisvielfalt der Parkflächen. Diese erlauben eine stärkere Identifizierung der Bewohner mit "ihrem" Park.
Um eine größere Akzeptanz der Umgestaltung bei "konservativeren" Besuchergruppen zu erreichen, ist ein sukzessives Vorgehen, bei gleichzeitiger Information durch die lokale Presse oder andere geeignete Medien empfehlenswert.