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Cityfarming - Landwirtschaft und Gartenbau in der Stadt Warum Nahrungsmittel in der Stadt produzieren? In früheren Zeiten spielte die städtische Nahrungsproduktion eine große Rolle. In mittelalterlichen Städten wurde jeder Quadratmeter freier Fläche genutzt, um sich im Falle einer Belagerung zumindest teilweise mit Nahrung versorgen zu können. Während Nahrungsproduktion in den Städten der Entwicklungsländer bis heute weit verbreitet und wichtig für die Nahrungssicherheit besonders der ärmeren Bevölkerung ist, wurde sie in den Städten der Industrieländer aufgrund der guten Versorgung und niedriger Lebensmittelpreise unrentabel und damit uninteressant. Nur in Krisenzeiten wurde auch hier der Nahrungsmittelanbau verstärkt propagiert, z. B. die Selbstversorgergärten von Migge während und nach dem ersten Weltkrieg. Die Idee einer städtischen Landwirtschaft bzw. eines städtischen Gartenbaus wird seit einigen Jahren auch in den Industrieländern wieder verstärkt aufgegriffen. Helga und William Olkowski beschrieben bereits 1975 die Möglichkeiten einer "Selbstversorgung in der Stadt". Seit 1978 arbeiten die Organisationen "City Farmer" und "Cities feeding People", nicht nur an der Förderung einer "urban agriculture" in Entwicklungsländern, sondern setzen diese Ideen auch in Nordamerika und Kanada um. "Edible Parks" in Ashville und die Aktionen von "Stadtfruchtgenuß" in Österreich sind der Versuch Obstbäume und anderen Nutzpflanzen in städtische Grünflächen zu etablieren. Warum sollten aber in mitteleuropäischen Städten Nahrungsmittel produziert werden sollen, wenn gleichzeitig auf dem Land Flächen "stillgelegt" werden, die Schadstoffbelastung in den Ballungsgebieten teilweise sehr hoch ist und für Nahrungsmittel (bezogen auf das Einkommen) noch nie so wenig bezahlt werden mußte wie heute. Es gibt einige Gründe für diese Form der Flächennutzung auch in unseren Städten: · Bewußtseinsbildung der Stadtbewohner für die Abhängigkeit von den natürlichen Lebensgrundlagen, von Kreisläufen, für die Saisonalität von Nahrungsmitteln; diese kann dadurch auch zu einer anderen Einstellung zu Lebensmitteln führen (weg von "fast food" und Fertiggerichten). · Gartenarbeit ist eine kreative Freizeitbeschäftigung, deren Nutzen sich noch erhöht, wenn die Produkte verwertbar sind und nicht nur der Ästhetik dienen. · Reduzierung von Transporten, Lagerung und Verpackungskosten und -müll. · Die Flächen bieten interessante, kreative Spiel- und Lernmöglichkeiten für Kinder (und Erwachsene). · Erhöhung der Erlebnis- und Nutzungsvielfalt. · Geldersparnis durch partielle Selbstversorgung. · Vermeidung pestizidbelasteter, gentechnisch veränderter oder radioaktiv sterilisierter Produkte aus dem Handel. · Im Gegensatz zu gekauften Lebensmitteln liegt beim Eigenanbau nur eine geringe Zeit zwischen Ernte und Verzehr, was sich positiv auf den Nährwert und den Vitamingehalt auswirkt. · Nutzbare Pflanzen in öffentlichen Anlagen erhöhen deren Attraktivität für Besucher. · Beitrag zur Minderung möglicher Versorgungskrisen. Auf die Problematik durch Bodenschäden und Schadstoffbelastung wird im Abschnitt "Lebensraum Stadt" eingegangen. |